Jetzt bin
ich wiedermal in letzter Sekunde in den Zug gehüpft und kaum war ich drinn,
sind die Türen hinter mit zugeschletzt und der Zug fing so langsam an zu
rollen. Das ist meine Spezialität. Ich bin immer zu spät dran, aber ich schaffs
trotzdem immer. Naja, ganz, ganz selten kommt es mal vor, dass es nicht mehr
reicht… vielleicht alle Schaltjahre einmal.
Ein
Paradebeispiel habe ich gestern abgeliefert und ich bin mir sicher, dass ich
nicht die Einzige bin, die tag täglich ins gleiche Dilemma kommt. Oder mein ich
das nur?
Erstmal bin
ich um 6.04 aufgewacht, was schon mal nicht zu spät ist. Meine Augen fielen mir
auch nicht gleich wieder zu, was noch besser war. Dann hab ich mir gedacht: «Oh,
wie gemütlich, jetzt kann ichs ruhig angehen und habe überhaupt keinen Stress!»
-- Es war nicht so, dass ich die Augen nochmal zu machen wollte… Aber als ich
sie wieder aufgemacht habe, war es 6.25 und das ist definitiv zu spät! Gut,
kleiner Schockmoment, kann ja mal passieren. Na dann, heissts jetzt wohl… LOS!
Ich sollte
um 35 los, 40 wäre wohl knapp auch gegangen.
Die
folgenden Dinge passierten also in Sekundenschnelle: Erst überlegte ich, soll
ich eine Regenjacke anziehen, oder nicht? Ja, ist wohl besser so. – Dann ass
ich mein Schoggijoghurt, nicht weil ich Hunger hatte sondern weil es sonst nur
noch mehr ablaufen würde. Zum Glück habe ich mir am Abend vorher schon
überlegt, was ich anziehen sollte, ich zog es an, putzte die Zähne. Rannte nach
vorne schlüpfte in meine Schuhe und die Jacke, rannte wieder nach hinten weil
ich nicht schonwieder ohne Ohrringe aus dem Haus gehen wollte.
Dann war ich
also parat. Im Lift warf ich den Schlüssel in meine Riesen-Freitagtasche und
einen Blick auf die Uhr: 6.44 – Oh-oh. Unmöglich, kann ich nicht schaffen. Der
Zug fährt schliesslich 54.
Naja, ich
könnte nicht von mir sagen, ich hätte alles probiert, wenn ich es nicht auch WIRKLICH
probiert hätte. Also probierte ich es…
Beim Velo
angekommen kramte ich erstmal hektisch meine Schlüssel aus der Riesentasche
hervor und nervte mich fürchterlich darüber, dass ich ihn vor etwa drei
Sekunden reingeworfen habe.
Als ich
losfahre merke ich, dass es regnet. Fest regnet, und ich keine Regenjacke
anhabe… Tja, Pech gehabt… weiter geht’s! Falls ich den Zug schaffen würde, wäre
das super, denn sonst müsste ich mir irgendeine obertolle Ausrede für die Schule ausdenken von wegen: «Ja, also,
ähmm… Mein Zug hatte Verspätung und darum habe ichs nicht mehr auf den
Anschlusszug geschafft und darum… ja… sorry.»
Als ich in
Baden an der grossen Kreuzung stehe, mitten in einer Blechlawine sagt mir meine
tolle (von Sandro geliehene) Schrittzähler-Uhr, dass es 52 ist. Und die Ampel leuchtet
ROT.
Die falsche
Ampel wird grün, ja die geht zwar auch…
…ich fahre durchs
Fahrverbot und sichte meinen Zug, noch nicht fahrend. Das war schon mal gut.
Abbremsen,
Velo hinstellen, Helm ab, Schloss drum und REEEEENNEEEEEEEEN.
Kurz vor dem
Zug rennt mich einer fast um, hoppla, wir springen noch so in den Zug rein und
ich muss lachen, weil es ihm wohl genauso ging wie mir. Dann sehe ich ihn an
und muss noch mehr lachen… weil wir zusammen in die gleiche Klasse gehen. – Uns
blieb das Ausredensuche wiedermal erspart.
Nicht
aufgeben, wenn mein Zug oberpünktlich abgefahren wäre, hätte ichs auch nicht
geschafft… ;)
Lila Lina