Am Anfang kommst du in die Lehre. Und eines der ersten Wörter das du aufschnappst heisst: LAP. (Mittlerweile nicht mehr, ja ich weiss, es heisst QV... ich und alle anderen betroffenen nennen es aber trotzdem immer noch LAP). Dieses Wort begleitet dich während deiner ganzen Lehrzeit und dann, am ersten Schultag deines letzten Lehrjahres:
...trottest du ganz ohne böse Vorahnungen ins
Schulzimmer, hast immer noch ein bisschen Sand in den Haaren, von den
Sommerferien und freust dich eigentlich, dass du jetzt hier bist, obwohl du
gedacht hast, es gehe doch sowieso noch EWIG bis sich deine Lehre dem Ende
zuneigt. Abgesehen davon geht es noch EIN GANZES JAHR, bis sie dann vollkommen
vorüber ist. – Also noch ganz schön lange.
Dem ist aber nicht so, das wird dir dann
schlagartig bewusst, weil an diesem ersten Schultag einfach JEDER Lehrer von
NICHTS anderem mehr spricht als von eben dieser besagten, grossen Prüfung. Am
Abend irrst du völlig verwirrt aus dem Schulhaus, hast dir bereits die Prüfungstermine
im nächsten Mai notiert und in deinem Kopf pocht es wie wild. – Du weisst alle
Regeln (und die sind ganz schön komplex), musst diverse Verträge
unterschreiben, dir ist bewusst, dass du zumindest im Koma liegen musst um
dieser Prüfung ungestraft fernbleiben zu können (und was, ist, wenn ich an
diesem Tag einfach eine starke Erkältung, Fieber und meeega Kopfschmerzen
habe?), und du kennst alle erdenklichen Möglichkeiten, wie du durch die Prüfung
ratterst und dann, geradewegs, ein Jahr später wieder antraben musst um das
ganze zu wiederholen.
Unser aller Entschluss stand an diesem
Feierabend im August fest: «Oh mein Gott, dass schaffen wir NIE im Leben.» –
Und ich weiss, dass es allen meinen Freunden und Freundinnen von anderen
Schulen gleich ergeht oder ergangen ist, diese Prüfung bestimmt ein gutes Jahr
lang, dein Leben. Alle spielen verrückt, jeder schiebt die totale Krise, hypert
herum, und doch, haben es bis jetzt alle geschafft.
Das Verrückte ist, dass jetzt November ist und
wir letzte Woche bereits einen Teil unserer LAP abgegeben habenw. Im NOVEMBER.
Das erste Steinchen ist uns also schon vom Herzen gefallen. Wobei es durchaus
Leute gibt, die den ernst der Lage nicht ganz so begreifen. – Beispiel:
Wir (Rahel, meine Unterstiftin, der das ganze
in zwei Jahren bevorsteht und ich) sind an einem Apero und lernen jemanden
kennen, der neu bei uns arbeitet.
Er: «So, und ihr sind also unsere
Praktikantinnen?»
Wir: «NEIN!»
Er: «Ach so, hä? Aber was seit ihr dann?!?»
Rahel: «Also ich bin im zweiten Lehrjahr.»
Er: «Ach so, und du?» (relativ ruppig zu
mir...)
Ich: «Ich im Vierten, also im Endspurt.»
Er: «Im Endspurt?» (prustet los)
«Hahahahahaha. Im Endspurt..! Haha Huhu Hehe.»
Rahel und ich sehen uns verdattert an...
Ich: «Ehmm jaa!!!»
Er: lacht sich immer noch kaputt...
Rahel und ich sehen uns noch verdatterter
an...
Ich: «Also so lustig ist das nicht, ich muss
morgen bereits meine VA abgeben, und die zählt zur LAP.»
Er: «Hahaha. Echt jetzt? Hahahaha. Es ist
November, du kommst erst in acht Monaten oder so aus der Lehre. Hahaha.»
Ich: «Ja! Echt jetzt!»
Dann ist er verstummt, ich glaube er hat erst
dann kapiert, dass er kein Witz war... – uns wurde es zu blöd und wir sind
gegangen.
Apropos VA (das heisst Vertiefungsarbeit),
dazu komme ich noch. In meiner VA ist eine wunderschöne Serie von Portraits
über tolle Personen und ihre Lebensträume entstanden. – Diese will ich
unbedingt auf meinem Blog veröffentlichen. – Ihr könnt euch also freuen
(wirklich).
Um sie hat sich in den letzten Monaten auch
alles gedreht. Im Moment habe ich eine kurze Verschnaufpause, aber schon bald
geht es weiter. Im Januar nämlich, müssen wir noch einen Vortrag über sie
halten. Und dann schon bald, kommen die ersten Prüfungen. Es wird ratzfatz
vorübergehen, dieses nächste halbe Jahr.
Klar habe ich grossen Respekt, aber eigentlich
freue ich mich einfach, wenn es endlich vorbei ist. Nicht nur wegen mir, nein
auch wegen aller meiner Leute, die im Moment ebenso im Endspurt sind. Dann ist
hoffentlich wieder alles normal und es spinnt nicht jeder für sich im Zeugs
rum. – Wegen der Anspannung, der Nervosität, dem Ungewissen und dem Druck.
Ich hoffe, niemand von uns liegt dann im Koma
oder hat eine starke Erkältung mit Kopfweh und Fieber und niemand überhört den
Wecker. Ich hoffe, dass es an diesen besagten Tagen keine Stellwerkstörungen
oder explodierende Motoren gibt. Ich hoffe, dass wir irgendwann im Juli alle
zusammen anstossen können. Auf uns und darauf, dass wir dieses crazy Jahr ohne weiteres
gemeistert haben.
Lila Lina