Wie schon gesagt: Im Moment schwebe ich in
Erinnerungen. So ist mir letztens (nach dem mir Geschichte 1 passiert ist)
folgende Geschichte (2) in den Sinn gekommen:
Geschichte 1:
Letztens fuhr ich mit dem Velo zum Bahnhof, dann ist meine Kette eingeklemmt, ich war sonst schon spät dran, musste meine Hände rabenschwarz, dreckig machen, damit ich sie nach einer halben Ewigkeit wieder lösen konnte und beim Aufsteigen bemerkte ich, dass die Batterie meines Vorderlichts leer war. Na toll! Als wären mir jetzt nicht schon genug Stolpersteine in den Weg gelegt worden.
Prompt stand dann einige Meter weiter auch
noch der Schüler-Velolichtli-Polizisten-Kontrolleur, welcher mich mit strengem
Blick anhielt. (An dieser Stelle eine kurze Info: Ich bin keine Schülerin mehr,
seit vier Jahren. Aber das schien ihm nicht aufzufallen, er behandelte mich
nämlich, als wäre ich zwölf.) «Wo ist denn dein Vorderlicht?» – «Sehen Sie denn
nicht, dass ich ein Licht habe? – Ich fahre immer mit Licht, nur leider hat die
Batterie gerade eben den Geist aufgegeben.» – «Aha, du weisst aber schon, dass
man immer mit Licht fährt, junge Dame?» – «Jaaaaaaaa.» – «Du musst die
Batterien wechseln!» – «Danke für die Info.» – «Warum hast du schwarze Hände?»
– «Mir ist eben die Kette eingeklemmt.» – «Ach so. Kommst du jetzt wegen mir zu
spät in die Schule?» – «Schule? Sozusagen ja.» – «Dann sag deiner Lehrerin
einen lieben Gruss von mir, ich sei Schuld daran, hehe.» – «Lehrerin? Ehmm,
jaja klar. Kann ich jetzt gehen?» – «Ja, hier hast du noch ein
Schoggistängeli!»
SCHOGGISTÄNGELI?!? Völlig verdattert radelte
ich weiter. Mein Zug war wohl schon lange weg und sollte ich jetzt einfach zu
meiner Chefin gehen und ihr sagen, der Schüler-Velolichtli-Polizisten-Kontrolleur sei
Schuld daran, hehe?! – Ich war wirklich genervt. Aber irgendwann dämmerte es
mir, dass war jetzt die Retourkutsche, die Retourkutsche vom Schicksal für eben
diese folgende Geschichte zwei. Ich bin diesem Polizisten nämlich schon einmal
begegnet.
Geschichte 2:
Es war vor ein paar Jahren. – Wie jeden Morgen trafen sich meine Velofreundin Karin und ich um 7.07 Uhr beim Gummibärliplatz (Name von uns kreativen Köpfen selber erfunden), damit wir zusammen zur Schule radeln konnten. – Ich kam wie immer zu spät und dummerweise hatte ich kein Hinterlicht. Das heisst, ich hatte schon eins. Aber aus irgendeinem Grund, konnte ich es nicht an meinem Velo befestigen.
Für uns zwei kein Problem, wir waren ja zu
zweit und Karin fuhr dann einfach hinter mir, dann hatte ich ja so quasi auch
ein Hinterlicht. – Seit kurzem hatte die Polizei in Baden aber ein neues Hobby,
und zwar hiess das: Arme Schüler, die ohne Velolicht herumfahren, zur
Rechenschaft ziehen.
(Kleiner Input von mir, die da ja ohne
Bedenken ohne Licht gefahren ist: Mittlerweile fahre ich ja immer noch sehr
gerne Velo, bin aber echt eine grosse Verfechterin des mit-Licht-Fahrens. Vor
allem seit ich Autofahre ist mir sehr bewusst, dass man einen Velofahrer ohne
Licht im dunklen partout NICHT sieht.)
Dass uns die Polizei noch einen Strich durch
die Rechnung machen konnte, war uns durchaus bewusst. Weshalb wir besonders
vorsichtig fuhren, und Ausschau hielten. – Damit wir im Notfall noch eine
Abzweigung nehmen und so ein Treffen mit unserem Freund und Helfer vermeiden
konnten. Ein Stammplatz der Veloliechtlikontrollierer haben wir bereits mit
Schweisstropfen auf der Stirn passiert. Beim zweiten haben wir nicht gut genug
Vorausgeschaut und so die Notfallabzweigung dummerweise bereits hinter uns
gelassen, als sie am Horizont auftauchten. Uppsi.
Aber, auch für diese Situation hatten wir
einen Notfallplan parat, wir wollten ja nicht ins Gefängnis kommen. – Umkehren
wäre äusserst unprofessionell gewesen, aber wir hatten noch genug Abstand zu
der Polizei. So stiegen wir von unseren Velos und legten das Hinterlicht sanft
auf meinen Gepäckträger. Ich musste die gerade Strasse nur möglichst holperfrei
fahren, damit es dort auch ja liegen blieb.
Weil wir ja wussten, dass die Polizei uns
bereits beobachten konnte, schmierten wir unsere Hände noch voll mit
Chareschmieri. – Wir waren gewappnet und fuhren los.
Der Polizist hielt uns mit bösem Blick an. Wir
lächelten freundlich und klimperten mit den Wimpern. «Grüezi.» – Seine
Polizistenkumpanin umrundete uns und unsere Fahrräder mit kritischem Blick.
Aber wir hatten ja Licht, das heisst, sie konnte uns nichts anhaben.
«Warum habt ihr dort hinten angehalten?» –
«Uns ist die Kette raus gefallen!», wir streckten ihm unsere schwarzen Hände
entgegen. «Ach so. Ja dann. Gute Weiterfahrt meine Damen.» – «Adiee!»
Wir radelten mit pochendem Herzen davon. Ich
möglichst gerade, damit das Licht nicht von meine Gepäckträger runterfiel. –
Nach der nächsten Kurve jubelten wir lauthals und klatschten uns voller Freude
ab. Dabei fiel mein Licht vom Gepäckträger, aber das war ja jetzt egal. Unser
Plan ging auf, wir haben doch tatsächlich die Polizei hinters Licht geführt.
Mit seeeeehr viel Aufwand zwar, aber wir haben uns eine deftige Moralpredig
erspart und das war unser Ziel.
Jetzt mussten wir nur noch ein bisschen
schneller fahren als sonst schon, um ja pünktlich zum Unterricht zu erscheinen,
aber das war ja ein Klacks.
Wir sind jetzt noch stolz auf unsere
Heldentat...
Wieder einmal ein bisschen kriminell (wie bei
der Zwiebel), aber von Herzen
Lila Lina