Sonntag, 2. November 2014

Gewohnheitstiere

Bei uns im Büro wurde in den letzten Wochen gezügelt. Was lustig ist, denn jetzt laufen lauter verwirrte Menschen zwischen den neu positionierten Pulten und Regalen herum.


Und zwar sind es nicht nur ein paar verwirrte Menschen, eigentlich sind wirklich alle verwirrt. Grosse Probleme tauchen auf, zum Beispiel:

Irgendjemand sucht irgendjemand anderen, weil er etwas Wichtiges zu besprechen hat. ABER: Wo um Himmelswillen sitzt denn jetzt dieser Jemand? An seinem vorherigen Platz steht jetzt eine Kaffeemaschine…
Wenn man die besagte Person erblickt hat, denkt man sich: «Ah! Super! Döt isch sie ja!» -- dann will man loslaufen und schon hat man das nächste Problem! Wie um Himmelswillen findet man jetzt nur den Weg in die andere Ecke des Büros?  Diverse vorherige Durchgänge sind mittlerweile mit den schönen grauen USM-Regalen verschlossen worden, deshalb hat man etwa eine halbe Stunde bis zu seinem Ziel, da man mindestens dreimal im Kreis und viermal in eine Sackgasse läuft.
Je nach dem folgt schon das dritte Problem, nämlich: Wenn sich die besagte/gesuchte und unterdessen erspähte Person mittlerweile in der Kaffeepause befindet.
Also gut, setzt man sich halt wieder an seinen Platz (sofern man den Weg findet) und arbeitet noch ein bisschen. Kaum sitzt man jedoch, hat man ca. fünf Minuten, bis man sich wieder gefunden hat, da: Alles komplett anders ist, eine fremde Person neben einem sitzt (mit der man dann vielleicht noch ein bisschen redet), die ach so vertraute Wand ist nicht mehr in der Nähe ist und man sich deshalb ausgestellt fühlt… die Akustik ist anders und es herrscht ein Temperaturunterschied von ca. zehn Grad zum vorherigen Platz. Alles Dinge, an die man sich immer wieder von neuem gewöhnen muss.
Wenn man sich dann vielleicht mal zusammenreissen kann und einem in den Sinn kommt, dass man ja etwas ausdrucken könnte (was ja wirklich sehr banal ist), wird man auch schon vom nächsten Gspändli aus der tief währenden Konzentration gerissen: «Ah, du sitzisch jetzt do?!? So lustig! Und fühlsch di wohl?» (Diese Frage stell ich auch allen, also unschuldig bin ich nicht.)
Dann vergeht wieder ein geraumes Momentchen, bis man sich erneut dem Drucken widmen kann («Was hani jetzt scho wider welle mache? Ah ja..!»). Wenn man seinen Ausdruck nun holen möchte, irrt man erneut durch die Gegend (und trifft auf lauter andere herumirrende Gestalten) und auf dem Weg zurück an den Platz läuft jetzt wirklich jeder, beinahe in ein Regal, das vorher noch nicht da war. Weil der Mensch eben ein Gewohnheitstier ist und man dazu auf dem Weg zurück vom Drucker nur Augen für seinen Ausdruck hat.

Ein Wunder, dass sich noch niemand verletzt hat, beziehungsweise noch keiner komplett verschollen ist. – Wir werden uns daran gewöhnen!

Lila Lina 

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