Dienstag, 30. Dezember 2014

Saas-Fee

Noemi, Bigna und ich wollten mal geschwind aus unserem Alltag abtauchen und machten uns deshalb für zwei Nächte auf, nach Saas-Fee. Am meisten freuten wir uns auf drei Männer- und zugleich sorgenfreie Tage. Aber wir kennen ja das Schicksal, und das spielt einem ja bekanntlich gerne einen Streich.


Im August oder September (wir wissen es nicht mehr so genau) sassen Bigna und ich auf ihrer Terrasse und assen Dessert. Dabei fand folgender Dialog statt:
Lina: «Es wäre schon schön, wenn wir wiedermal ein paar Tage wegfahren könnten.»
Bigna: «Oh ja.»
Lina: «Hast du von dieser neuen Jugendherberge in Sass-Fee gehört? Die soll ultraschön sein. Das wäre doch mal eine Idee.»
Bigna: «Voll! Soll ich den Laptop holen und wir können gleich buchen?»
Lina: «Jaaa!»
Binga: «Ok.»

Gesagt, getan. Wir haben sieben Betten gebucht von denen wir vier wieder stornierten (ja diese Betten wären für unsere Jungs gewesen… aber wieso und warum wir sie doch lieber zuhause liessen, erzähle ich euch ein andermal.) -- Auf jeden Fall: Grund genug für einen ausgiebigen männerfreien Urlaub.

Ja. Männerfrei. -- Am Mittag im verschneiten Saas-Fee angekommen machten wir erst einmal den Receptionboy mit unseren Fragen wahnsinnig, danach deponierten wir unser Gepäck und erkundeten neugierig das Dörfchen. Es gefiel uns und wir suchten nach einem geeigneten Lokal, um etwas Kleines zu essen. Irgendwie hatten wir nicht so ein Händchen dafür, weil wir nur die mega teuren Restis fanden und an den gemütlichen Lokalen, mit einfachen Speisen zu unseren Preisen irgendwie wie blind vorbeilatschten und erst entdeckten, als wir mit einem in der Migros gekauften Dreieck-Notlösungs-Sandwich zurück zur Jugi spazierten.

Naja, deswegen liessen WIR uns sicher nicht den Tag verderben, weshalb wir hoch erfreut den Wellnessbereich erkunden wollten. Beim obengenannten Receptionboy holten wir unsere Handtücher und erschraken erstmal ein kleinwenig als er uns mitteilte, dass der Wellnessbereich denn eine TEXTILFREIE ZONE sei (an dieser Stelle merkt man eventuell, dass wir noch nicht sooo erfahrene Wellnesserinnen waren.) -- Falls wir uns aber trotzdem «bedecken» (Zitat) wollten, könnten wir so blaue, komische Tüchlis benutzen, was wir selbstverständlich vorhatten.

Bevor wir aber den Weg ins Wellness fanden, irrten wir aus Versehen ins Hallenbad (mit Bikini an) und dachten schon, dieser Mini-und-kalte-Whirlpool wäre der im Prospekt genannte Wellnessbereich. Und wie war das jetzt genau mit der textilfreien Zone?

Ein Weilchen später, wurden wir dann des Besseren belehrt, als wir auf eine hübsche Türe stiessen, die mit «Wellness» angeschrieben war. -- Gut,  unsere Zuversicht stieg. Leute, dieser Wellnessbereich im wellnesshotel 400 ist jetzt also wirklich der Hammer. Wunderbar modern, schwarzer Stein, Holz, mega Panoramafenster, und neben vielen anderen super Wellnessmöglichkeiten zur Abwechslung auch ein warmer Whirlpool. Ja, dort drinn höckeln und aus dem riesen Fenster direkt in die verschneiten Bergen zu sehen, dass war dann schon… hüerä güet!

Das einzige kleine Problem war noch unser bedeckendes, blaues Tuch, das uns im Whirlpool immer davon schwamm. Im Eisnebel lagen wir dieses Tuch dann mit grossem Mut ab und standen zu dritt, schreiend und herumspringend in der eiskalten Erlebnisdusche. Dummerweise kamen genau dann voll die vielen Leute vorbei und wenn ihnen die Augen nicht rausflogen, dann verdrehten sie sie ab uns. Uppsii.

Nach der neuen, textilfreien Erfahrung wollten wir uns gemütlich in unserem Zimmer einrichten. Natürlich haben wir insgeheim gehofft, dass letzte Bett in unserem Viererzimmer wäre einfach nicht besetzt, falls aber nicht der Fall, sind wir ja in einer Jugi und es ist auch kein Problem… oder eben dann doch! (Hier lege ich einen kurzen bis mittellangen Break ein, um mich aufzuregen. Über die tollen Erlebnisse berichte ich gerne später weiter.)

Und dann kam die Bescherung 

Unser Zimmergenosse war nämlich EIN MANN. -- Wie war das jetzt mit männerfrei?!? Und wenn dieser Mann einfach gewesen wäre und sein Ding durchgezogen hätte und dazu vielleicht noch ein Hauch nett oder zumindest nicht gerade ein Griesgram gewesen wäre, dann hätten wir uns auch subito damit abgefunden. ABER, so war es nicht. Am Anfang wussten wir noch nicht so genau aber heute, am Abend Zwei haben wir uns ernsthaft überlegt, ob wir uns, für diese eine Nacht, nach einem neuen Zimmer in der ausgebuchten Jugi erkunden sollten.

Dieser Mann, mehr als doppelt so alt wie wir, wäre nämlich am liebsten bei all unseren Aktivitäten dabei gewesen. Und er war fast schon betupft, als wir nicht mit ihm in den Ausgang gehen wollten. Die Worte: erholsam, gemütlich, spontan und Mädelsurlaub wollten einfach nicht in seinen Kopf.

By the way: Er hält sich insgesamt zwei Wochen in der Jugi auf, alleine, um Abstand zu gewinnen. Damit haben wir kein Problem, aber ALLEINE heisst für uns vor allem ALLEINE und NICHT MIT UNS!

Er war der Erste, der am Morgen etwas sagte und der Letzte, der noch bis wir alle schon schliefen Gespräche anfangen wollte. Und wir wollten doch einfach ein bisschen unsere Ruhe.

Ein paar nervende Beispielsätze:


* JEDESMAL wenn wir ins Zimmer kamen: «Mädels! Na was habt ihr gemacht, wie wars? Was macht ihr jetzt?» // Wir dachten verzweifelt: «Bitte, es geht dich nichts an. Wieso bist du nicht einfach irgendwo unterwegs? Und nein, wir wollen es dir nicht erzählen, weil du sonst mitkommen möchtest und wir dir einfach nicht klar machen können, dass wir gerne für uns sein wollen.»
* «Ach was, du hast kein Facebook? Du bist ja voll altmodisch.»
* «Wollen wir noch in den Ausgang heute Abend?» (Nein.)
* «Ihr seid ja mega langweilig.» (Um Himmelswillen!)
* «Was machen wir heute Abend? Schauen wir uns einen Film an?» (Hilfe, Nein! Also wir, ja. Aber nicht du!)
* «Du mit deinen Leggings.» (Es waren einfache, NORMALE, Skithermounterhosen die einen halben Zentimeter über meinen Jeansbund und unter meinem T-Shirt hervorlugten.)
* «Und, kommt ihr heute mit in den Ausgang?» (Nein, wir gehen spazieren und schauen dann einfach spontan, was uns der Abend bringt.)
* «Spontan ist für mich etwas anderes.» (Es interessiert uns ÜBERHAUPT nicht, was spontan für dich ist.)
* «Seid nicht die ganze Zeit so egoistisch, man soll nicht andauernd nur Dinge für sich unternehmen.» (Alter Schwede, wir sind zu DRITT und unternehmen Dinge, das ist nicht egoistisch.)
* (zu Bigna, als sie etwas auf dem Laptop ansah und auf dem Hochbett sass, er wollte es auch ansehen.) «Soll ich auf dein Bett kommen?» (Nein!)

Ja wir fühlten uns bedrängt. Immer mehr, von Mal zu Mal, dem wir ihm nicht aus dem Weg gehen konnten. Als wir beim zweiten zNacht eine Lagebesprechung führten, kam Noemi auf eine sehr brillante und für uns sehr untypische (darum ist es auch ein bisschen lustig) Idee. Sie schlug voller Enthusiasmus vor: «Wir könnten Lügen!»
Davon waren wir begeistert und das taten wir auch. Wir packten sogar unser ganzes Zeugs in Taschen und verstauten es in der Lobby im Schliessfach, damit wir uns den gesamten Abend über NICHT im Zimmer blicken lassen mussten. Die sehr sympathische Frau von der Bar ist übrigens voll auf unserer Seite, sie hat uns ihre Handynummer gegeben, für den Fall, falls in der Nacht was wäre.

Und jetzt, jetzt ist es morgens um 03.44 und ich bin hellwach. Als die anderen um ein Uhr ins Bett wollten, da überkam mich schon die Panik, ich wusste, ich würde kein Auge zu tun. So ist es im Moment der Fall. Nach all den komischen Aktionen von dem Mann, den wir gar nicht wollten und der uns unseren männerfreien Urlaub ziemlich auf den Kopf gestellt hat, bleibe ich lieber wach und habe ein Auge auf uns alle drei.

Ich will euch unbedingt noch mehr lustige Dinge aus Saas-Fee erzählen. Denn abgesehen von dem einen, grossen Problemchen haben wir es wunderschön hier. Aber irgendwie musste ich das jetzt loswerden, ich brauche ja eine Beschäftigung, morgens um vier. :)


Lila Lina

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